Farbpsychologie – Wecke die richtigen Emotionen
Farben spielen in unserer Welt eine große Rolle. Sie helfen uns, Gefahren und Chancen zu erkennen. Denk nur an die schöne rote Farbe reifer Früchte oder die warnende Färbung mancher Tiere. Wo immer wir sind und was immer wir betrachten, die Farben geben uns den Subtext. Sie sind Hinweis und Erläuterung und können dadurch unseren Alltag beeinflussen und Emotionen hervorrufen. Dabei rufen bestimmte Farben auch bestimmte Assoziationen hervor, die du in deinem Branding nutzen kannst, um den richtigen Subtext zu liefern.
Keine Farbpsychologie ohne Farbwahrnehmung
Unsere Fähigkeit, Farben wahrzunehmen haben wir im Laufe der Evolution erlangt. Stellt man sich den Lebensraum der ersten Landlebewesen vor, so war dieser wahrscheinlich vor allem eines, nämlich grün. Erst nach und nach entwickelten sich Pflanzen- und Tierwelt und wurden bunter. Denn, wie fällt eine reife Frucht einem Tier, das die Samen darin verteilen soll in einem grünen Dickicht am besten auf? Indem sich die Frucht farblich vom grün unterscheidet. Sie wird rot. Und wie kann das Tier am besten die reifsten Früchte erkennen? Indem es die Fähigkeit erlangt, rote Farben zu erkennen.
Tatsächlich hängt noch heute unsere Fähigkeit, Farbnuancen zu erkennen stark von unserem Lebensraum ab. Menschen, die bereits seit Generationen im Dschungel leben, erkennen viel mehr verschiedene Nuancen von Grün. Die Inuit, die in einer Welt aus Eis und Schnee leben, können viel mehr Weißtöne unterscheiden als wir Europäer.
Doch wie entsteht nun unsere Farbwahrnehmung? Eines ist dabei sehr wichtig. Kein Mensch nimmt eine Farbe auf die gleiche Art und Weise wahr. Die Farbe ist nämlich keine physikalische Eigenschaft eines Objektes, sondern eine subjektive Größe, die erst durch die zentralnervöse Verarbeitung von Sinnesreizen in unseren Köpfen entsteht. Grundlage für die Wahrnehmung von Farbe sind elektromagnetische Strahlen unterschiedlicher Wellenlängen, die drei verschiedene Zapfentypen in unserer Netzhaut aktivieren können.
Aus dem Zusammenspiel dieser Anregung entstehen die acht Grundfarben: Blau, Grün, Rot, Cyan, Gelb, Magenta und Weiß. Schwarz entsteht dadurch, dass keine elektromagnetische Strahlung die Netzhaut erreicht. Diese Grundfarben des Sehens können sich nun noch in Farbton, Helligkeit und Sättigung unterschieden. Wie eine Farbe für uns aussieht, ist jedoch einzigartig.
Aber unserer Farbwahrnehmung können auch Fehler unterlaufen. Sicherlich kennst du auch viele Beispiele für optische Täuschungen. Einige davon zeigen auch das Fehlerpotential unserer Farbwahrnehmung. So nehmen wir Farben immer im Kontext ihrer umgebenden Farben wahr. Dadurch entsteht ein Phänomen, das als simultaner Farbkontrast bezeichnet wird. Zwei nebeneinander liegende Farben verschieben sich am Übergang zu ihrer Gegenfarbe. Dadurch wirken zwei nebeneinander liegende grüne Flächen weniger grün, als eine grüne Fläche neben einer roten.
Ein weiteres bekanntes Phänomen der Farbwahrnehmung ist die Farbadaption. Ihr Ursprung liegt darin, dass die Zapfen in unserer Netzhaut auch kurze Erholungsphasen brauchen. Wenn du also deinen Blick lange Zeit auf eine farbige Fläche richtest, wird sich die Intensität der Farbe langsam abschwächen. Deine Zapfen kommen an ihre Grenzen und senden immer schwächere Signale. Hebst du dann deinen Blick von der Fläche wirst du in deinem Auge ein Nachbild in der Gegenfarbe sehen.
Die Farbpsychologie
Warum nun der Ausflug in die Farbwahrnehmung? Welche Empfindungen, Assoziationen und Reaktionen eine Farbe in uns auslöst, hängt sehr stark von ihrer Nuance ab. Und die kann in unserer subjektiven Wahrnehmung durchaus anders sein, als geplant.
Doch zurück zur Farbpsychologie. Unsere Reaktion auf Farben ist von drei Dingen abhängig. Zum einen von unseren individuellen Erfahrungen. Wenn du dich als Kind im Wald verlaufen hast, kommt dir die Farbe Grün vielleicht nicht mehr ganz so entspannend vor. Zum anderen beeinflussen Erzählungen, Überlieferungen, schlicht die Kultur in der wir leben, die Art und Weise, wie Farben auf uns wirken. Denk nur einmal an die Farbe Rosa. Sicherlich ist diese Farbe bei dir fest mit der Assoziation »Mädchen« verknüpft. Doch das ist eine verhältnismäßig neue Assoziation. Schließlich war Rot lange Zeit die Farbe der Könige. Sie stand für Kraft und Macht. Und Rosa, als kleines Rot, war eine Farbe, die Jungen trugen, nicht die Mädchen.
Auf Grund dieser zwei Faktoren sind ausgelöste Reaktionen einzigartig. Nur wir tragen unsere eigene individuelle Kombination aus kulturellen und persönlichen Erfahrungen in uns. Innerhalb eines Kulturkreises ähneln sich die Assoziationen mit einer Farbe jedoch sehr stark und dank des letzten beeinflussenden Faktors, gibt es auch global gültige Farbassoziationen.
Dieser dritte Faktor, der unserer Reaktion auf Farben beeinflusst, ist die Evolution. Wie schon erwähnt, hat sich unsere Farbwahrnehmung Stück für Stück entwickelt, immer im Kontext einer potentiell lebensfeindlichen Umgebung, gegen die es sich zu behaupten galt. Dadurch lösen bestimmte Farben noch immer gleiche Reaktionen in uns aus.
Warme Farben wie etwa Rot und Orange regen nachweislich unseren Appetit an. Und wer beißt nicht lieber in einen schönen roten Apfel, als in einen hellgrünen? Rot ist eine Farbe, die schon aus evolutionären Gründen unsere Aufmerksamkeit erregt und die wir mit Wärme verbinden. Reife Früchte sind rot, die wärmenden Flammen des Feuers erscheinen uns rot. Aber Feuer kann nicht nur wärmen, es kann auch zerstören. Unser Blut ist rot. So verbinden wir mit Rot nicht nur positive Gefühle, stattdessen schwingt auch immer ein Anklang von Krieg, Gewalt und Gefahr mit.
Eine weitere Farbe, die auf der ganzen Welt ähnliche Empfindungen und Assoziationen hervorruft ist die Farbe Blau. Versuchen wir uns zehntausend Jahre in die Vergangenheit zurückzuversetzen. Es gab noch keine synthetischen Farbpigmente. Ägyptisch Blau wurde noch nicht erfunden. Es gibt blaue Blumen, aber keine kann Stoff wirklich blau färben. Das einzige, was überall auf der Welt intensiv blau leuchtet, ist unser Himmel. Seit Menschengedenken schauen wir in den Himmel hinauf und suchen Antworten. Es ist eine Weite, die uns kaum begreiflich ist. Gleichzeitig ist und war er immer da. Der Himmel gibt uns Sicherheit. Er bietet einen Orientierungspunkt und ist verlässlich immer da, aber für uns dennoch unerreichbar. Kein Wunder also, dass die Assoziation von Blau mit dem Himmel eine Übereinstimmung in allen Kulturen darstellt. Auch moderne Unternehmen nutzen die Empfindung von Sicherheit, Vertrauen, aber auch Sehnsucht und dem Blick in die Zukunft. So verwenden nicht nur Facebook, Twitter, Samsung, IBM und VW Farbnuancen von Blau in ihren Logos.
Grundsätzlich gibt es jedoch keine eindeutigen Regeln, welche Reaktionen und Assoziationen eine Farbe hervorruft.
Unterschiedliche Assoziationen
Trotz aller Gemeinsamkeit unterscheiden sich die Assoziationen zu einer Farbe immer abhängig von der Kultur. Auch wenn diese Unterschiede auf Grund der Globalisierung und immer stärkeren Vernetzungen geringer zu werden scheinen.
Aus psychologischer Sicht empfinden etwa Asiaten Farben gänzlich anders als Europäer. Hier ein paar Unterschiede in der Farbbedeutung:
Rot
Rot ist in China eine Farbe des Glücks. Ganz anders sieht es dagegen in Südafrika aus. Hier ist Rot die Farbe der Trauer.
Grün
Während Grün fast überall vor allem mit Natur, Fruchtbarkeit und Frieden verbunden wird, steht diese Farbe in Amerika in erster Linie für Geld. Seinen Ursprung hat diese Assoziation in der grünen Farbe der Dollarnoten.
Trauer
Welche Farbe verbindest du mit Trauer und Leid? Wahrscheinlich Schwarz, denn das ist die Trauerfarbe im europäischen Kulturkreis. Im ostasiatischen Raum sieht es dagegen ganz anders aus. Dort symbolisiert Weiß die Trauer.
Neid
Wohl im Zusammenhang mit dem schon erwähnten Geldschein steht es, dass in den USA die Farbe des Neids Grün ist. In Deutschland dagegen heißt es »gelb vor Neid«.
Bei all diesen und den noch kommenden Farbbedeutungen darf man drei Dinge nicht aus den Augen verlieren. Welche Bedeutung eine Farbe tatsächlich hat, hängt neben den individuellen und kulturellen Faktoren auch von der tatsächlichen Farbnuance ab. Ein helles Grün wirkt anders als ein dunkles. Neon Pink nicht genauso wie Bordeauxrot. Dazu kommt, dass die Kombination verschiedener Farben ihre Bedeutung verstärken, abschwächen oder verändern kann. Du solltest die Farben also nicht nur einzeln, sondern auch in der angestrebten Kombination betrachten. Und zuletzt hängt die Wirkung einer Farbe auch von der Entwicklung ab. Wie du am Beispiel der Mädchenfarbe Rosa gesehen hast, können sich die Bedeutungen und Assoziationen von Farben durchaus ändern. Etwas ähnliches sehen wir auch, wenn wir einen Blick auf die Brautmode vor hundert Jahren werfen. Anfang des 20. Jahrhunderts war es noch üblich, in Schwarz zu heiraten. Da die Farbe hier Frömmigkeit ausdrücken sollte. Erst ab den 1930ern setzte sich langsam das weiße Brautkleid mit der Assoziation von Reinheit durch.
Farbpsychologie anwenden
Doch wie kannst du nun die Farbpsychologie in deinem Branding und deinem Design einsetzen? Zunächst einmal solltest du darauf achten, deine Farben nicht nur nach dem Bauchgefühl oder der Lieblingsfarbe auszuwählen, sondern nach den Werten und Emotionen, die du transportieren möchtest.
Oft werden drei zusammenpassende Farben verwendet, von denen eine Farbe die Hauptfarbe ist. Sie wird am meisten eingesetzt und bleibt meistens im Gedächtnis. Bei einer starken Farbmarke reicht oft diese Hauptfarbe aus, um das Unternehmen zu erkennen. Denk nur an Magenta. Also an die Telekom. Solche Regeln können jedoch auch bewusst gebrochen werden. Google nutzt beispielsweise vier Farben, ohne eine zu bevorzugen und unterstreicht dadurch den Faktor Vielfältigkeit.
Hier erfährst du mehr über Farbharmonien.
Grundsätzlich werden Farben verwendet, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sie können etwas lebendiger und realistischer Wirken lassen oder nur dekorativ sein. Farben dienen aber auch der Unterscheidung und können mit ihrem symbolischen Charakter bestimmte Inhalte betonen oder zur Botschaft passende Empfindungen hervorrufen.
Dabei gibt es einige allgemeine Leitlinien zur Wirkung von Farben:
- Helle Farben
leicht, freundlich, stimmungsaufhellend - Dunkle Farben
düster, bedrückend, einengend, aber auch geborgen und seriös - Reine gesättigte Farbtöne
dominant, aufdringlich - Entsättigte Farbtöne
zurückhaltend - Zarte Farben
Empfindlichkeit - Warme Farben
persönlich, gemütlich, anheimelnd - Kalte Farben
kühl, unpersönlich, sachlich, funktional - Einzelne Farben
Ordnung, Übersicht - Viele Farben
Unruhe, Verwirrung - Rot
Aufmerksamkeit erregen - Gelb
heiter - Grün
beständig - Blau
beruhigend
Die Bedeutung der Farben
Zuletzt noch ein kleiner Überblick über die verschiedenen Bedeutungen der Farben:
Assoziationen zur Farbe Rot
- Liebe
- Leidenschaft
- Feuer
- Gefahr
- Wut
- Blut
- Krieg
- Macht
Assoziationen zur Farbe Gelb
- Schönheit
- Heiligkeit
- Freude
- Glück
- Energie
- Stolz
- Macht
- Neid
Assoziationen zur Farbe Blau
- Ruhe
- Vertrauen
- Intelligenz
- Ehrlichkeit
- Sicherheit
- Weite
- Leichtigkeit
Assoziationen zur Farbe Orange
- Energie
- Fröhlichkeit
- Lebenslust
- Kreativität
- Verspieltheit
- Jugend
- Begeisterung
Assoziationen zur Farbe Lila
- Mystisch
- Mysteriös
- Romantisch
- Reif
- Adel
- Reichtum
- Macht
- Luxus
Assoziationen zur Farbe Grün
- Natur
- Umwelt
- Hoffnung
- Organisch
- Wachstum
- Harmonie
- Stabilität
Assoziationen zur Farbe Schwarz
- Tod
- Trauer
- Eleganz
- Perfektion
- Kraft
- Raffinesse
- Luxus
Assoziationen zur Farbe Weiß
- Simplizität
- Sauberkeit
- Moderne
- Minimalismus
- Reinheit
- Sterilität
Assoziationen zu Bunt
- Spaß
- Vielfalt
- Optimismus
- Jung
- Kreativ
- Ungezwungen
Ein Gefühl kann viel kraftvoller sein als ein rationaler Gedanke. Die Assoziation zu einer Farbe ist etwas Intuitives, das in uns eindringt und uns manipulieren kann, ohne dass wir uns wehren können. Mithilfe der Farbsymbolik kann dein Branding also noch viel wirkungsvoller werden.
Welche Erfahrungen hast du mit der Farbpsychologie gemacht? Hinterlasse uns einen Kommentar.