Von Inspiration, Kreativität und anderen Geistesblitzen
Kennst du sie, die »Angst vor dem leeren Blatt«? Das ewige Grübeln über einer Aufgabe ohne der Lösung ein Stück näher zu kommen? Wenn es einfach nicht weiter geht und wir uns an einem Problem festgebissen haben, fehlt uns oft Inspiration. Was ist Inspiration und wie werden wir inspiriert? Um all das soll es in diesem Beitrag gehen.
Was ist Inspiration?
Die Inspiration ist ein recht altes Konzept, über das bereits im alten Griechenland und Rom philosophiert wurde. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie »Beseelung« oder »Einhauchen«. In unserem Sprachgebrauch bezeichnen wir damit meist eine Eingebung oder einen unerwarteten Einfall. Die Inspiration kann auch der Ausgangspunkt für künstlerische Kreativität sein. Oft scheint die Inspiration etwas sehr Passives zu sein, was uns einfach passiert und wir nicht beeinflussen können. Doch wir können mehr tun, als einfach nur auf den Musenkuss zu warten.
Oft äußert sich die Inspiration in Form von plötzlichen Ideen oder Geistesblitzen. Doch anders als diese Worte denken lassen, ist die Inspiration nichts, was in einem einzigen Moment entsteht. Viel mehr handelt es sich dabei um eine Art Reifeprozess, der durchaus mehrere Tage und Wochen in Anspruch nehmen kann.
Die Inspiration in unserem Kopf
Natürlich ist das Phänomen der Inspiration auch in der Wissenschaft auf Interesse gestoßen. Während es vor 300 Jahren noch der Hauch des Göttlichen war, der einem die Inspiration brachte, können wir die Quelle der Inspiration mittlerweile in unserem eigenen Kopf verorten. Tatsächlich scheint es so, dass unser Gehirn in zwei verschiedenen Modi arbeiten kann. Diese Modi können als L-Modus und R-Modus bezeichnet werden. Dabei handelt es sich beim ersten um eine analytische und logische Arbeitsweise des Gehirns, während das zweite eher irrational und intuitiv ist.
Sitzen wir nun vor unserem leeren weißen Bildschirm und sollen eigentlich ein Logo entwerfen, dann schaltet unser Gehirn in den analytischen Modus. Wir durchdenken alles genau und versuchen auf logischem Wege eine Lösung zu finden. Dabei ersticken wir die meisten kreativen Ideen bereits im Keim. Und so sitzen wir wahrscheinlich ziemlich lange da, ohne dass wir wirklich weiterkommen. Aber dann auf dem Weg nach Hause, als wir schon gar nicht mehr daran gedacht haben, fällt uns plötzlich eine geniale Idee ein.
Was ist passiert? Kreativität ist etwas, dass eher im irrationalen und intuitiven Modus unseres Gehirns geschieht. Solange wir bewusst die Aufgabe überdenken, denken wir aber analytisch. Wir müssen also den Arbeitsmodus unseres Gehirns wechseln. Das Problem ist, dass sich dieser zweite Modus nicht so einfach an und abschalten lässt. Kommt uns auf dem Heimweg eine Idee, haben wir die bewusste Beschäftigung mit dem Problem aufgegeben und für uns unbemerkt beschäftigte sich der intuitive Aspekt unseres Denkens mit damit.
Die Idee, die wir bekommen, kommt allerdings nicht einfach so aus dem Nichts. Ihre Quelle ist unser eigenes Wissen, oder besser unser »implizites Wissen«, also Dinge die wir mal gehört und aufgeschnappt haben, an die wir uns aber nicht mehr bewusst erinnern können. Doch Inspiration ist anders als unser bewusstes Denken, dass den immer gleichen ausgetretenen Pfaden folgt. Sie ist unbewusst und geht ihren ganz eigenen Weg.
Aber natürlich müssen wir nicht hilflos darauf warten, dass uns die Muse küsst, wir können ihr quasi ein Stückchen auf dem Weg entgegenkommen.
Inspiration – so hilfst du ihr auf die Sprünge
Müßiggang und Tagträumen
Es scheint ein abgegriffener Tipp zu sein, aber mach einfach mal was anderes, leg eine Pause ein und gönn dir Ruhe!
Einer der besten Tipps um unserer Inspiration unter die Arme zu greifen, ist es Muße zu haben. Nimm die Zeit etwas zu tun, auf das du Lust hast, ohne Zwänge und Einflüsse von Außen, einfach so. Ließ ein Buch, mal ein Bild, geh auf eine Wanderung. Wonach dir auch immer der Sinn stehen mag, tue es einfach mal.
Oder lass deine Arbeit liegen und mach eine Pause. Geh spazieren, mäh den Rasen, mach etwas, über das du nicht aktiv nachdenken musst. Schieb alle Probleme erst einmal nach hinten und versuche nicht mehr daran zu denken.
Und gönn dir Ruhe. Schalt alles aus, was sich ablenken könnte. Meditiere oder lass deine Gedanken frei fließen, ganz egal wohin sie dich bringen. Geh gedanklich auf die Reise, baue Luftschlösser und genieße deine Tagträume.
Aber warum das Ganze? Um unserem Gehirn die Gelegenheit zu geben in den intuitiven Modus wechseln zu können und um neue Gedanken zu bekommen. Mit genügend Zeit hast du alle alten Gedanken gedacht und es wird Platz für neue frei. Darüber hinaus ermöglicht uns das Tagträumen einmal alle Regeln und Zwänge der Realität fallen zu lassen und auch Bezüge zwischen Dingen und Ideen herzustellen, wo wir sonst keine sehen würden.
Auch Schlafen kann uns der Muse ein Stück näherbringen. Ähnlich wie beim Tagträumen bringen wir im Halbschlaf ganz neue Dinge mit einander in Bezug. Und auch im Schlaf hört unser Gehirn nicht auf zu arbeiten. Vielleicht wachst du nach einem erholsamen Nickerchen auf und die Inspiration hat dich gepackt.
Entdecken und Sammeln
Inspiration liegt in der Natur verborgen – und in allem anderen auch irgendwie. Kreative Gedanken haben ihren Ursprung oft im »impliziten Wissen«. Je genauer wir Dinge betrachten und wahrnehmen, desto mehr Informationen nehmen wir auf, bewusst und unbewusst. Je größer der Fundus in unserem Kopf wird, desto mehr Möglichkeiten gibt es, dass wir von etwas inspiriert werden können. Und manchmal ist ein kleines unbedeutendes Detail, der Stein der die Inspiration ins Rollen bringt.
Also, geh raus in die Natur. Nimm dir einen Fotoapparat oder einen Skizzenblog mit und lass dich ganz darauf ein deine Umgebung bewusst wahrzunehmen. Über das Fotografieren oder Skizzieren nimmst du unsere Welt noch intensiver wahr und dir fallen noch mehr Details ins Auge. Darüber hinaus bekommst du schöne Bilder, die du auch später auf der Suche nach Inspiration ansehen kannst.
Aber es muss natürlich nicht unbedingt die Natur sein. Obwohl sie schon oft Quell für Inspiration war, wie wir nicht nur an unseren Flugzeugen, sondern auch an der Bionik sehen können, kannst du dir auch etwas anderes zum Entdecken suchen. Lass dich durch YouTube treiben und schau dir Videos an oder ließ ein Buch. Gerade Biografien können uns inspirieren und Vorbilder geben.
Also mach die Augen auf und entdecke, was es zu entdecken gibt. Und vor allem, sammle! Sammle deine Eindrücke, Fotos, Skizzen und am wichtigsten, Ideen. Egal ob du gerade auf der Suche nach einer guten Idee bist oder dich dem Müßiggang widmest, notiere dir alle Ideen, die du hast. Bewerte sie nicht, lass sie einfach raus. Selbst wenn du sie am Ende nicht benutzen kannst, könnten sie der Quell der Inspiration bei einem anderen Problem werden.
Erst machen, dann denken
Damit wir inspiriert werden können, müssen wir uns mir ganz anderen Dingen beschäftigen, wir können aber auch einfach anfangen und uns selbst inspirieren. In dem wir einfach machen und alles was uns einfällt aufs Papier bringen, öffnen wir uns für die Inspiration. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir unsere Ideen nicht bewerten. Sobald wir anfangen sie zu bewerten schließen wir die Inspiration und die Kreativität aus. Denn dann wechseln wir wieder in eine analytische Denkhaltung. Und das direkte Bewerten einer Idee birgt noch ein anderes Risiko. Je mehr Ideen dir einfallen und je mehr davon du gleich wieder verwirfst, desto geringer wird deine Motivation. Wer hat schon Lust an etwas weiter zu arbeiten, zu dem einem nur schlechte Dinge einfallen?
Auch die Art wie wir arbeiten, kann unsere Kreativität und Inspiration beeinflussen. Bleiben wir beim Logodesign. Ich könnte mich gleich an den PC setzen und meine Ideen mit einem Grafikprogramm umsetzen. Dabei stolpere ich jedoch sehr schnell in eine analytische Denkhaltung. Denn das Arbeiten am Computer fordert mich schnell dazu auf, mit Gedanken über die genauen Abstände, die Strichstärke oder den Farbwert zu machen.
Möchtest du dich für die Inspiration öffnen, halt deine Ideen erstmal als Skizzen fest. Gib ihnen keinen Rahmen, der dich dazu verleitet genauer darüber nachzudenken oder sehr akkurat zu sein. Bevor du anfängst auf deinem neuen hochwertigen Block Skizzen zu machen, nimm dir erstmal einen alten Kassenbon oder einen Schmierzettel. Hast du genügend Ideen festgehalten, kannst du sie immer noch genauer ausarbeiten und am Computer umsetzen.
Umfeld und Alltag
Wer inspiriert werden will, der braucht auch eine inspirierende Umgebung. Wir haben oben von einem Reifeprozess gesprochen und von einem Fundus an Eindrücke und Informationen. Wenn du eine inspirierende Umgebung hats gibt es viele solcher Eindrücke, die du sammeln kannst. Es gibt viele Reize, die den Stein ins Rollen bringen können und es gibt vor allem immer etwas Neues zu entdecken und etwas Neues zu lernen.
Arbeitest du immer im selben grauen, tristen Raum? Gehst du immer dieselben Wege, redest mit denselben Leuten und tust dieselben Dinge? Such dir Abwechslung!
Gestalte deinen Arbeitsplatz bunt und freundlich – vor allem die Farbe Blau kann die Kreativität verbessern. Arbeite auch mal wo anders, geh in einen Park oder in ein Café. Und brich ab und an aus deinem Alltag aus. Mit Abwechslung und neuen Eindrücken hältst du dein Gehirn fit und lieferst immer neuen Input für die Inspirationsreife.
Sei auch ruhig einmal unkonzentriert. Können wir uns nicht konzentrieren kann das Gehirn einfacher im intuitiven Modus arbeiten. Also steh mal früh auf oder mach die Nacht durch. Trink ein Glas Wein, hör laut deine Lieblingsmusik und sing mit, oder arbeite an einem Ort voller Menschen.
Das aller wichtigste
Am wichtigsten bei der ganzen Sache ist aber eines: Geduld! Manchmal kann ein wenig Stress im Nacken guttun, doch für die Inspiration sind Druck und Stress verehrend, denn du kannst sie nicht erzwingen. Auch wenn wir ihr genug Futter geben und uns dafür Öffnen, am Ende kommt die Inspiration dann, wann sie es will. Und meistens steht sie am Ende eines kreativen Lochs.
Genauso sind all diese Vorschläge nichts, durch das du sofort inspiriert wirst, denn es ist ein Vorgang der Zeit benötigt. Je mehr Erfahrungen du sammelst und je mehr du das intuitive Denken übst, desto häufiger wirst du inspiriert werden. Also erwarte nicht zu viel, lass es dir gut gehen und übe dich in Geduld, dann findet dich die Muse auch.
Inspirierend – Mach doch mal was anderes
Neue Erfahrungen und neue Handlungsweisen geben der Inspiration genügend Stoff zum Reifen, doch wie kann so etwas aussehen? Hier ist eine kleine Liste mit Dingen, die du einfach mal machen kannst:
- Bist du Rechtshänder? Nimm doch mal die linke Hand.
- Ließ die Zeitung mal genau andersherum als sonst.
- Such dir einen neuen Arbeitsweg.
- Fahr doch mal mit was anderem zur Arbeit.
- Hör im Auto einen neuen Radiosender.
- Treppe, oder Aufzug? Das andere natürlich!
- Kennst du alle Winkel an deinem Arbeitsplatz? Geh auf Entdeckungstour.
- Sprich doch mal mit dem stillen Arbeitskollegen.
- Ließ etwas zu einem Thema, das neu für dich ist.
- Erinnerst du dich an deine Freunde aus der Schule? Melde dich bei ihnen.
- Schreib einen Brief.
- Geh spazieren, am besten einen neuen Weg.
- Probiere ein neues Restaurant aus.
- Sprich mit einem Fremden.
- Sieh dir einen Film in einer anderen Sprache an.
- Mach es einfach mal anders!
Du siehst, Inspiration lässt sich nicht erzwingen, aber mit einfachen Tipps anlocken. Sei Neugierig, nimm dir Zeit für dich selbst und sei offenen für alle Ideen! Du kannst auch diese Kreativtechniken oder ein Moodboard ausprobieren, denn:
»Die beste Methode eine neue Idee zu bekommen, ist viele Ideen zu haben.«
Linus Pauling
Welche Erfahrungen hast du mit der Inspiration gemacht und was tust du, wenn dir die Ideen ausbleiben? Hinterlasse uns doch einen Kommentar.