Was hält eine Gesellschaft, eine Organisation oder ein Unternehmen zusammen? Der Kit in solchen sozialen Systemen ist eine gemeinsame Kultur. Werte, Normen, Verhaltensweisen und Ansichten, die alle Mitglieder des Systems teilen. Das funktioniert im Großen, wie im Kleinen. Dein Unternehmen ist dabei eine Art »Miniaturgesellschaft« mit einer eigenen Kultur, der Unternehmenskultur. Damit du diese Kultur richtig nutzen kannst, ist es wichtig, zu verstehen woher sie kommt und wie sie sich beeinflussen lässt.
Die Unternehmenskultur bezeichnet ein System gemeinsamer Werte, Normen und Einstellungen, die Entscheidungen, Handlungen und das Verhalten innerhalb des Unternehmens prägen.
Eine Kultur entsteht immer aus dem Tun und Handeln von Menschen. Das gilt auch für die Unternehmenskultur. Sie bildet sich meist über einen längeren Zeitraum und wird von der Geschichte und den Erfahrungen des Unternehmens geprägt. Bei neu gegründeten jungen Unternehmen wird die Unternehmenskultur meist vom Gründer maßgeblich beeinflusst, seinen eigenen Werten und Normen.
Doch eine Unternehmenskultur ist ein reziprokes System. Sie wird nicht nur vom Gründer oder den Mitarbeitern beeinflusst, sie prägt auch das Verhalten der Mitarbeiter. Besonders bei älteren Unternehmen betrifft dies auch die Führungsebene. Die Unternehmenskultur beeinflusst also das Handeln der Beschäftigten genauso, wie sie durch dieses Handeln definiert wird.
Allerdings hängt eine Unternehmenskultur nicht nur davon ab, welche Werte und Normen innerhalb des Unternehmens gelebt werden. Auch externe Faktoren spielen dabei eine Rolle. So muss eine Unternehmenskultur als »Miniaturgesellschaft« immer im Kontext der umliegenden Gesellschaft und ihrer Kultur betrachtet werden. Gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Wertvorstellungen außerhalb des Unternehmens nehmen so ebenfalls einen Einfluss auf die interne Unternehmenskultur.
Der Kern der Unternehmenskultur lässt sich meist auf zwei Fragen begrenzen.
Unternehmenskulturen können sich genauso unterscheiden, wie ihre großen Vorbilder. Ist die Unternehmenskultur motivierend, aktivierend und wertschätzend kann sie die Beschäftigten des Unternehmens antreiben. Welche Art der Unternehmenskultur in Bezug auf die Mitarbeiter in einem Unternehmen gelebt wird, lässt sich an folgendem festmachen:
Dabei ist es wichtig, dass sich eine Unternehmenskultur nicht nur auf die Mitarbeiter, sondern auch auf die Management- und Führungsebene eines Unternehmens und seine grundsätzliche Strukturierung auswirkt. Auf Ebene des Managements beeinflusst die Unternehmenskultur unter anderem:
Doch wie wird eine Unternehmenskultur sichtbar? Sie ist eine Art von Charakter des Unternehmens und sollte in allen Ebenen, in jeder Entscheidung und in jeder Handlung zu spüren sein. Tatsächlich ist viel davon unterbewusst und je stärker und länger eine Unternehmenskultur gelebt wird, desto selbstverständlicher wird sie. Oft drückt sie sich in den Sätzen: »So machen wir das hier!« und »Das haben wir schon immer so gemacht!« aus.
Sichtbar werden kann eine Unternehmenskultur nicht nur in den bereits genannten Punkten im Bezug auf die Beschäftigten, sondern auch in der Antwort auf die folgenden Fragen:
Eine Kultur ist ein hoch komplexes soziales Gefüge, mit dessen Aufbau und Regeln sich auch die Wissenschaft beschäftigt. Als Ergebnis gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle, mit denen sich Kultur genauso wie Unternehmenskultur beschreiben lässt.
Einer der Vorreiter in der Organisationskulturforschung ist Edgar H. Schein, dessen 3-Ebenen-Modell die Grundstruktur und Basis vieler nachfolgender Modelle lieferte.
Dieses Modell baut auf drei Stufen auf. Zunächst die Grundannahmen, welche unbewusst und unsichtbar sind. Diese Grundannahmen bilden das grundlegende Orientierungs- und Verhaltensmuster und werden von der Umwelt, dem menschlichen Handeln, den zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Verständnis von Zeit und Wahrheit beeinflusst.
Aus dieser »Weltanschauung« resultieren in der zweiten Ebene die Werte und Normen, welche zum Teil sichtbar und zum Teil unbewusst sind. Dazu gehören Verhaltensrichtlinien, Maxime, Verbote und Gebote die von allen Mitgliedern der Kultur bzw. des Unternehmens geteilt und akzeptiert werden.
An dritter Stelle folgen aus diesen Werten und Normen die Artefakte, die sichtbar sind, aber interpretationsbedürftig. Dazu zählen Symbolsysteme und sichtbare Verhaltensmuster.
Ein anderes Modell zum Beschreiben und Analysieren der Unternehmenskultur ist das Eisbergmodell von Edward T. Hall. Dieses Modell orientiert sich an einem Eisberg, dessen Großteil sich unter der Wasseroberfläche verbirgt. Genauso erscheint nur ein kleiner Teil der Unternehmenskultur als sichtbarer und bewusster Teil. Dazu gehören das Unternehmensleitbild, die Philosophie und Strategien, genauso wie Zielsetzungen, Regeln, die Organisation oder die äußere Erscheinung von Unternehmensgebäuden und Mitarbeitern.
Das Fundament dieses sichtbaren Teils bildet der deutlich größere unsichtbare, also unbewusste Teil, den die Beschäftigten in einem Unternehmen im besten Fall verinnerlicht haben und als selbstverständlich ansehen. Zu diesem Teil zählen die dem sichtbaren Teil zugrunde liegenden Annahmen, wie Werte, Emotionen, verdeckte Regeln, Beziehungen zwischen den Mitarbeitern, Bedürfnisse, Einstellungen oder Ängste.
Je nachdem, welches Modell betrachtet wird, lassen sich andere Schlüsse über die Veränderung einer Unternehmenskultur und deren gezielte Ausrichtung treffen.
Doch warum sollte dein Unternehmen eine gute und motivierende Unternehmenskultur haben? Die Vorteile liegen klar auf der Hand. So trägt die Unternehmenskultur nachweislich zur Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit deines Unternehmens bei und kann den langfristigen Erfolg maßgeblich beeinflussen.
Das liegt vor allem daran, dass sich die Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen und sich mit ihm identifizieren. Dadurch sind sie engagierter und motivierter. Sie bleiben also beim Unternehmen und können auch noch mehr leisten als unmotivierte Mitarbeiter. Zusätzlich trägt die Identifizierung mit dem Unternehmen dazu bei, dass notwendige Veränderungen und Anpassungen schneller und besser umgesetzt werden können, sofern sie zur Unternehmenskultur passen. Mehr zu den positiven Auswirkungen der Unternehmenskultur auf den Bereich Human Ressource findest du im Artikel über Employer Branding.
Die Vorteile der Unternehmenskultur sind:
Es gibt nur wenig in unserer Welt, das wirklich unverrückbar ist und feststeht. Das meiste befindet sich in einem ständigen Wandel und so ist es auch mit der Unternehmenskultur. Jeder neue Mitarbeiter verändert sie ein bisschen. Jede neue Führungskraft hat die Macht, sie zu verändern. Dazu kommen äußere Einflüsse, die gerade in den letzten Jahren und für die Zukunft eine stärkere Veränderung der Unternehmen fordern werden.
Doch welche externen Gründe kann es geben, um das Unternehmen oder die Unternehmenskultur zu verändern?
Die Globalisierung hat unsere Welt immer mehr zusammenrücken lassen. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. In jedem Fall wird und wurden die wirtschaftlichen Verflechtungen mit steigendem Tempo immer stärker und komplexer. Um sich dennoch auf dem Markt behaupten zu können, auch international wettbewerbsfähig zu sein oder internationale Mitarbeiter zu rekrutieren, kann eine Veränderung der Unternehmenskultur notwendig sein.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Der Leistungsdruck steigt immer mehr und damit nehmen auch die psychischen Belastungen zu. Mit negativen Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten und deren Motivation. Die Unternehmenskultur kann diesen Leistungsdruck fördern oder ihm entgegenwirken und Möglichkeiten schaffen, mit diesem Druck umzugehen.
Die Erhöhung des Renteneintrittsalters und damit immer älteren Arbeitnehmern stellen ein Unternehmen genauso vor neue Herausforderungen, wie die Mitarbeiter der jungen Generation, die zunehmend Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, Home-Office oder ein Sabbatical legen. Die Unternehmenskultur sollte sich an solche neuen Ansprüche anpassen, damit das Unternehmen auch in Zukunft für Arbeitnehmer attraktiv bleibt. Besonders in Zeiten des War for Talents.
Auch politische Entscheidungen wie eine potentielle Frauenquote können in Unternehmen zu starken Veränderungen, nicht nur in der Zusammensetzung der Mitarbeiter, sondern auch in der Personalstrategie, der Unternehmensstruktur und damit der Unternehmenskultur führen.
Auch die digitale Transformation, über die du in diesen beiden Artikeln »Digitale Transformation – Was ist das?« und »Digitale Transformation – Wie geht das?« mehr lesen kannst, fordert eine Umstrukturierung und Flexibilisierung der Unternehmen. Das geht mit einer guten Unternehmenskultur und motivierten, loyalen Mitarbeitern besser, als ohne. Doch die notwendigen Umstellungen werden sich auch auf die Unternehmenskultur auswirken.
Die Unternehmenskultur verändert sich also. Zum Teil passiert das schleichend und unbewusst, doch es kann auch gewollt sein, die Unternehmenskultur zu verändern oder zu verbessern. Auf welche Weise dabei am besten vorgegangen wird, um nachhaltig die Verhaltensweise zu ändern, unterscheidet sich je nach Modell, welches zur Analyse der Unternehmenskultur herangezogen wird.
Ganz grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, das neue Verhaltensstandards eingeführt werden sollten. Am besten werden diese von der Führungsebene vorgelebt, die durch ihre Vorbildfunktion starken Einfluss auf die Unternehmenskultur hat. Veränderte Werte und Einstellungen müssen dort in jeder Entscheidung und im allgemeinen Verhalten klar erkennbar sein.
Am besten verbreitet sich eine neue Unternehmenskultur, wenn deren Symbole und Zeichen, zum Beispiel klare Verhaltensrichtlinien oder Sanktionen, für jeden sichtbar werden. Auch über neue oder veränderte Rituale kann eine Unternehmenskultur verändert werden.
Die Veränderung einer Unternehmenskultur ist dennoch ein langsamer Prozess. Meist gibt es einen klaren Auslöser, der zu dieser Überlegung führt. Wurde die Entscheidung getroffen, die Unternehmenskultur zu verändern, sollte zunächst eine Analyse der IST-Situation stattfinden. Stärken und Schwächen der derzeitigen Unternehmenskultur müssen gefunden werden, um darauf eine SOLL-Situation aufbauen zu können. Sobald du weißt, wohin sich deine Unternehmenskultur entwickeln soll, lassen sich Maßnahmen finden, um diesen Prozess anzustoßen.
Damit die Veränderung deiner Unternehmenskultur ein Erfolg wird, solltest du jedoch auf Folgendes achten:
Eine Unternehmenskultur ist ein hochkomplexes System. Du kannst es beeinflussen, um den Zusammenhalt in deinem Unternehmen zu stärken, deinen langfristigen Erfolg zu sichern oder um auf Veränderungen zu reagieren. Aber eine Unternehmenskultur sollte authentisch sein. Sie entsteht erst dadurch, dass alle Beschäftigten sie leben. Veränderungen brauchen deswegen ihre Zeit und gehen nicht immer ohne Einschnitte und Veränderungen im ganzen Unternehmen.
Welche Erfahrungen hast du mit der Unternehmenskultur gemacht? Hinterlasse und einen Kommentar!